✦ Was sie sagten

Sie sagten, Frauen wie ich sollten schweigen.
Dass Ehrgeiz unangebracht sei.
Dass Mutterschaft das Ende der Entdeckung bedeute, nicht ihren Anfang.
Sie sagten, ich sei zu weich für Technologie, zu emotional für Führung, zu fremd, um dazuzugehören.

Sie sagten vieles.
Und eine Zeit lang hörte ich zu, nicht, weil ich ihnen glaubte, sondern weil ich verstehen wollte, warum sie es so selbstverständlich glaubten.
Was ich fand, war keine wirkliche Stärke in ihrer Überzeugung.
Es war Angst. Angst davor, was passiert, wenn jemand sich weigert, sich anzupassen.

Ich begann Informatik zu studieren, zu einer Zeit, in der kaum eine Frau, die ich kannte, sich zu bewerben wagte. Ich hatte zwei Kinder unter sechs, keine Familie in der Nähe und in einem Land, dessen Sprache ich kaum sprach.
Jede Nacht, nachdem ich meine Kinder ins Bett gebracht hatte, saß ich in der Stille, fuhr mit dem Finger über deutsche Wörter und flüsterte sie, bis sie Sinn ergaben.
Ich lernte Syntax, Code und Mut zugleich, jede Zeile ein kleiner Akt des Widerstands.

Als ich meine Prüfungen bestand, gratulierten mir einige.
Die meisten nicht.
Sie warteten darauf, dass ich still scheitere, meinen Platz erkenne und zu ihm zurückkehren würde.
Aber das tat ich nicht. Ich konnte nicht. Ich hatte bereits gesehen, wie Fortschritt aussieht, und wenn man sie einmal gesehen hat, kann man nicht mehr so tun, als gäbe es sie nicht.

Jahre später, in den Vorstandsräumen globaler Unternehmen, hörte ich dieselben Stimmen wieder, leiser nun, höflicher, in die Sprache der Konzerne gekleidet.
„Du bist zu direkt.“
„Du bist zu ehrgeizig.“
„Du bist zu anders.“
Aber Anderssein war nie meine Schwäche. Es war mein Kompass.

Jede Grenze, die sie zogen, wurde zu einer Schwelle, die ich überschritt,  nicht, um sie zu widerlegen, sondern um zu zeigen, was möglich ist.
Denn Veränderung beginnt nicht mit Erlaubnis.
Sie beginnt mit einer Person, die es wagt, sich einen anderen Weg vorzustellen.

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